
Meine Impulse
Aus der Trauer heraus: Auf dem Weg zu Frieden und Hoffnung
Über Verletzungen, Annahme und Wandlung nach gemeinsam gelebter Geschichte
Im Leben gibt es Momente, in denen wir glauben, vorbereitet zu sein – und dennoch erkennen müssen, dass keine Vorbereitung ausreicht. Der Abschied von meiner Mutter war ein solcher Moment. Er war nicht nur ein Loslassen, sondern ein schwerer Übergang, in dem sich über Jahre angestaute Gefühle, Unausgesprochenes und halbfertige Sätze verdichteten.
Trauer kam nicht nur mit der Sehnsucht, sondern auch mit einer inneren Auseinandersetzung. Neben den liebevollen Erinnerungen an meine Mutter trug ich auch Enttäuschungen in mir. Vielleicht waren es Erinnerungen, die ein Kinderherz damals nicht verstehen konnte. Vielleicht das Bedürfnis meiner erwachsenen Seite, endlich gesehen zu werden. Die Trauer brachte all das mit – und hielt mich an.
Anfangs fiel es mir schwer, diesen Gefühlen Raum zu geben. Ich fragte mich: „Ist jetzt der richtige Moment dafür?“ Doch bald erkannte ich: Trauer ist nicht nur Abschied – sie ist auch ein Raum für den Mut, Frieden mit der Vergangenheit zu schließen.
Mit jeder Träne wurde ich ein wenig weicher. Der Widerstand wich einer stillen Hingabe, Vorwürfe verwandelten sich in Verstehen. Ich begann zu akzeptieren, dass meine Mutter ihr eigenes Leben geführt hat – mit ihrem Schicksal, ihren Lasten und ihren Grenzen. Und ich erkannte, dass das, was sie mir nicht geben konnte, oft auch das war, was sie sich selbst nicht geben konnte. Diese Einsicht brachte einen tiefen Frieden in mein Inneres.
Und genau dort – mitten in der Dunkelheit – zeigte sich Hoffnung. Keine Hoffnung im Sinne eines Versprechens, dass „alles gut wird“, sondern eine stille Einladung: Das Leben geht weiter – nicht trotz der Brüche, sondern mit ihnen. Ich lerne jetzt, die Liebe, die meine Mutter mir hinterlassen hat, in mir zu tragen – befreit von Formen, die mir nicht guttun.
Der Weg zum Frieden führt nicht über Verdrängung, sondern über das Zulassen von Gefühlen. Und Hoffnung keimt nur inmitten dieses Friedens. Vielleicht begegnen wir uns selbst ein Stück mehr, jedes Mal, wenn wir mit dem, was wir verloren haben, Frieden schließen. Und genau diese Begegnung ist der tiefste Trost.
Manche Abschiede sind größer als Worte. Was bleibt, ist das, was von Herz zu Herz weiterlebt – und die Schritte, die wir in Frieden weitergehen.
Erst ein Monat ist vergangen, seit meine Mutter von uns gegangen ist… Und doch hat in meinem Herzen längst eine Reise begonnen, die ein Leben lang dauern darf.
31.07.2025